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New article & drawings - Heinkel He 176

The First Jet Pilot
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On the occasion of the 80th anniversary (2019) of the first flight of the Heinkel He 176, Mr. Frank Grüschow compiled an article (currently available in German) with newly created drawings and made them available to me, for which I would like to thank him very much - Lutz Warsitz


Heinkel He 176 - Überarbeitung der Zeichnung von 1994

Vor nunmehr 83 Jahren - am 3. Juli 1939 - wurde die He 176 in der E-Stelle Rechlin erstmals Adolf Hitler sowie Vertretern von RLM, Luftwaffe und OKW vorgestellt und im Rahmen der großen Technikvorführung der Luftwaffe auf dem Platz Rechlin-Roggentin vorgeflogen.

1993 erhielt Dr. Volker Koos ein Foto der Maschine, das sie vermutlich 1938 während der Rollversuche in der Versuchsstelle Peenemünde zeigt. Er konnte außerdem einige Original-Dokumente des Schriftverkehrs von EHF mit der AVA in Göttingen beschaffen, wo sich die He 176 zu Windkanal-Untersuchungen im Jahre 1938  befand.
Für den im Januar 1994 erschienenen Artikel (1) erstellte ich auf Grundlage der o.g. Unterlagen eine Zeichnung.

Nun ist eine Übersichtszeichnung (8, Zeichnungs-Nr. 344 D) aus dem Bestand des Deutschen Museums München aufgetaucht, die in der Versuchsstelle Peenemünde, Werk Ost, im Mai 1937 angefertigt wurde; darauf ist vermutlich die He 176 (Heinkel-Projekt 1033) dargestellt. Rumpflänge, -durchmesser und Spannweite stimmen ungefähr mit den bekannten Maßen überein.
Dies war mir Anlass, die Zeichnung aus dem Jahre 1993 zu überarbeiten.

Die Verkleidung der Düse hielt ich fälschlicherweise zum Rumpf gehörend. Auf dem bekanntgewordenen Start-Foto scheint der Dampfstrahl des HWK-R-II-204-Triebwerkes dichter an der Rumpf-Hinterkante auszutreten, was auch mit der Zeichnung 344 D (8) übereinstimmen würde.
Die Zeichnung 344 D (8) stellt die Maschine offensichtlich in einem frühen Entwicklungsstadium dar; Flügeltiefe am Rumpf sowie Profiltiefe des Höhenleitwerkes differieren von den Werten der letztendlich ausgeführten Konstruktion. Auch die Anordnung des HLW ist verändert worden. Alle weiteren konstruktiven Merkmale entsprechen den in (1) angeführten: Tragflügel und Höhenleitwerk mit elliptischem Grundriss (keine gerade Vorderkante der Tragfläche), Mitteldecker mit V-Stellung, Fahrwerk mit Sporn.

In seinen Erinnerungen gab Pilot Warsitz nach dem Krieg an, dass nach ersten Rollversuchen 1938/39 konstruktive Änderungen an Zelle und Triebwerk vorgenommen worden seien.
Änderungen an der Zelle müssen jedoch bereits vor den Windkanalmessungen in der AVA erfolgt sein, da diese auf dem Foto während der Rollversuche in der Versuchsstelle Peenemünde im Jahre 1938 zu erkennen sind. Dies ist auch auf den Skizzen (3) und (4) ersichtlich.

In (9) ist handschriftlich die Anmerkung „Ruderwirkung schwächen“ notiert worden, was für weitere Änderungen während der Rollversuche, wie von E. Warsitz angeführt, spricht.
Es bleibt festzustellen, dass mit der Auftragsvergabe des RLM an EHF zur Entwicklung eines Raketenversuchsflugzeuges im Jahre 1936, dem Beginn der Projektierungsarbeiten im Dezember 1936 sowie der Konstruktion ab Juli 1937 ständig Veränderungen an der He 176 vorgenommen werden mussten, da u.a. der Triebwerkseinbau des HWA-Gerätes bzw. des Walter-Triebwerkes der beengten Platzverhältnisse wegen äußerst schwierig war. Dass sich die Maschine dennoch drei Jahre später in die Lüfte erhob, ist nicht hoch genug zu bewerten!

Welche Maße werden in der überarbeiteten Zeichnung berücksichtigt?
Neben den Hauptabmessungen gemäß Zeichnung 344 D (8) entstammen die Maße dem Schriftverkehr der Bearbeiter von EHF und AVA. Das Großmodell „He-Kü“ - gemeint ist damit die nach dem Typenbauleiter W. Künzel bezeichnete Heinkel 176 - war im Juli 1938 zu Windkanal-Messungen in der AVA. Die Maße sind also meist strömungstechnischen Ursprungs.
Hier ein Beispiel:
Auf dem EHF-Schreiben P/B Hbd./Hn. vom 1.8.1938 an die AVA (6) ist handschriftlich der Abstand Flügel - Leitwerk mit 3 m angegeben.
Bei der Überarbeitung der Zeichnung war festzustellen, dass damit offensichtlich der Abstand der Momentenbezugspunkte der Bezugsprofile von Fläche (t=1430 mm) und HLW (t=880 mm) gemeint war.
Wie in Abb. 1 zu erkennen ist, beträgt dieser Abstand in der Rekonstruktion 2,995 m; die Bezugsprofile auf b/2 und die entsprechenden Momentenbezugspunkte (auch geometrische Neutralpunkte bzw. Einviertelpunkte genannt) werden zur Vereinfachung der aerodynamischen Berechnung eingeführt.
Folgende Abmessungen lassen sich den Unterlagen entnehmen und sind Grundlage für die überarbeitete Zeichnung:

Rumpflänge …………………………………………..………. l = 6000 mm (7)
Spannweite …………………………….…………………….. b = 5000 mm (7)
Flügelstreckung ……………………………………..………. ꓥ = 4,6 (7)
Größter Rumpfdurchmesser …………………............. dRumpf/max = 850 mm (8)
Flügelfläche ……………………………….……………..…… AFläche = 5,5 m² (6, 9, 11)
Fläche Höhenleitwerk ………......…………………........ AHLW = 1,6 m² (9)
Fläche Seitenleitwerk ………………......………………... ASLW = 0,96 m² (2)
Länge Bezugsprofil der Tragfläche ……..............…. tBezug/Fläche = 1430 mm (9, 10, 11)
Länge Bezugsprofil HLW ………………….......…..……. tBezug/HLW = 880 mm (5)
Dickenverhältnis des Profils ……………….........…….. δ = d/l=0,09
Dickenrücklage des Profils …………………........…….. dmax = 0,4175 lProfil

Abschließend sei noch bemerkt, dass die Hinterkanten-Gestaltung des Seitenruders der Skizze zum EHF-Schreiben 210/38 vom 30.5.38 (3) an die AVA entspricht; das Foto auf dem Flugplatz Peenemünde zeigt die Maschine mit nach rechts ausgeschlagenem Seitenruder; der dunkle Streifen scheint die Ruder-Hinterkante abzubilden, welche parallel zur HK Seitenleitwerk verläuft.  

Für die Hinweise sowie kritische Durchsicht des Artikels danke ich Dr. Volker Koos.


ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

AVA ……………………………….. Aerodynamische Versuchsanstalt Göttingen
EHF ……………………………….. Ernst Heinkel Flugzeugwerke, Rostock
E-Stelle Rechlin ……..........…. Erprobungsstelle der Luftwaffe Rechlin
HK ………………………….......... Hinterkante
HLW …………………………....… Höhenleitwerk
HWA …………………….……..… Heereswaffenamt
OKW ……………………….…..… Oberkommando der Wehrmacht
RLM …………………..………….. Reichsluftfahrtministerium
SLW ………………….…………... Seitenleitwerk


QUELLENVERZEICHNIS  

(1)…………………………..… Dr. Koos, Volker, Heinkel He 176 - Dichtung und Wahrheit,
........................................ In: Jet und Prop 1/94, S.17  
(2)…………………………….. Schreiben H. B. Helmbold an E. Heinkel vom 11.3.1949  
(3)…………………………….. Skizze zum EHF-Schreiben 210/38 an die AVA vom 30.5.1938   
(4)…………………………….. Skizze zum EHF-Schreiben 234/38 an die AVA vom 11.6.1938  
(5)…………………………….. Skizze zum Schreiben S Wi 210/38 vom 3.6.1938 (Dr. Winter/AVA an EHF)   
(6)…………………………….. EHF-Schreiben P/B Hbd./Hn.(Hertel) vom 1.8.1938 an die AVA (Winter)  
(7)…………………………….. Anlage zum EHF-Schreiben (Schilling) an die AVA (Winter/Seiferth) vom ........................................ 23.5.1938, Programm für die Messungen an dem Flugzeug „He-Kü“ im Windkanal
(8)…………………………….. Zeichnung Nr. 344 D vom 8.5.1937  
(9)…………………………….. Notiz „Modell He-Kü“, Schriftverkehr EHF - AVA  
(10)……………………..……. Notiz „Modell He-Kü“, Schriftverkehr EHF - AVA   
(11)……………………….….. AVA-Schreiben S.Wi. 254/38 (Winter) an EHF (Hertel) vom 2.8.1938


ABBILDUNGEN
 


Autor: Frank Grüschow



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